Steger Milly
Milly Steger, Emilie Sibilla Elisabeth (15.6.1881 Rheinberg-21.10.1948 Berlin) war eine deutsche Bildhauerin. Sie lebte und arbeitete in Berlin und Hagen. Steger war 1927-43 Mitglied im VdBK, 1927-1932 als Vorstandsmitglied, 1932-1940 als Ehrenvorsitzende sowie 1943 als Ehrenmitglied. Sie beteiligte sich 1927, 1928, 1929, 1930, 1931, 1932, 1933, 1934, 1937, 1940, 1942 und 1943 an den Vereinsausstellungen, 1949 veranstaltete der VdBK ihre Gedächtnisausstellung. Ab 1927 leitete Steger die Bildhauerklasse der Zeichen- und Malschule des VdBK, auch gab sie hier Unterricht in Aktzeichnen. Material befindet sich im Archiv des VdBK in der Akademie der Künste.
Milly Steger besuchte die Klasse für Stuckateure und Steinmetze an der Kunstgewerbeschule in Elberfeld. 1903-1906 wurde sie Schülerin im Privatatelier von Karl Janssen in Düsseldorf. Während einer Parisreise 1906 begegnete sie Auguste Rodin und Aristide Maillol, 1909 besuchte sie Georg Minne in Belgien. Richtungsweisend war die Bekanntschaft mit Georg Kolbe. Steger wandte sich der expressionistischen Plastik, insbesondere der Darstellung androgyner, weiblicher Figuren zu. Deren kraftvoll-expressiven Gesten und Körperhaltungen gehen teilweise auf den Ausdruckstanz zurück.
1910 rief Karl Enst Osthaus die Künstlerin, die seit 1908 in Berlin lebte, als Stadtbildhauerin nach Hagen. Hier schuf Steger vier weibliche Kolossalfiguren für die Fassade des Stadttheaters, Reliefs für die Stadthalle und weitere Architekturplastiken. Die Künstlerin zählte zum engen Kreis um Osthaus, lernte Henri van der Velde kennen und befreundete sich mit Moissey Kogan, Will Lammert und Christian Rohlfs.
1917 kehrte die Künstlerin nach Berlin zurück. Sie begegnete Käthe Kollwitz, Else Lasker-Schüler, Gret Palucca und Mary Wigman. Bei ihrem Engagement im Arbeitsrat für Kunst ging es ihr vor allem um die Zulassung von Frauen an die Kunstakademien.
1932 übernahm Milly Steger das Atelier von Georg Kolbe, wo ein Bombenangriff 1943 einen Großteil ihres Werks vernichten sollte. Unter den Nationalsozialisten geriet die Bildhauerin in eine zunehmend zwiespältige Situation. Während sie sich 1936 erfolgreich am olympischen Kunstwettbewerb in Berlin beteiligte und 1938 den Preis der Villa Romana erhielt, wurden ihre Arbeiten „schreitendes Mädchen“ und „Knieende“ 1937 beschlagnahmt. Letztere ist ein Werk aus dem spektakulären Berliner Skulpturenfund 2010.
Steger war Ehrenmitglied und Mitglied im Ehrenpräsidium des Deutschen Demokratischen Frauenbund, Mitglied im Deutschen Künstlerbund und im Arbeitsrat für Kunst.
Die Bildhauerin stellte in der Berliner Secession, im Deutschen Künstlerbund, der Akademie der Künste in Berlin und der Galerie Gurlitt aus. Auch war sie auf den Ausstellungen des Sonderbunds und des Deutschen Werkbunds (1914) vertreten. 1945 wurden Arbeiten von ihr auf der Deutschen Kunstausstellung in Dresden als Wiedergutmachung für die Opfer der nationalsozialistischen Kunstpolitik gezeigt.
Ihre Werke befinden sich in folgenden Museen und Sammlungen: Nationalgalerie Berlin, Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie Frankfurt/M., Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, Märkisches Museum Berlin, Stiftung Berliner Stadtmuseum, Museum Wiesbaden.