A B C D E F G H J K L M N O P R S T V W
Milly Steger
Milly Steger, Die Herbe Berlin, 1928, Bronze, patiniert, Plinthe mitgegossen; 103 cm x 46 cm x 68 cm, Stiftung Stadtmuseum Berlin, © Stiftung Stadtmuseum Berlin. Reproduktion: Michael Setzpfandt

Milly Steger, Emilie Sibilla Elisabeth (15.6.1881 Rheinberg-21.10.1948 Berlin) war eine deutsche Bildhauerin. Sie lebte und arbeitete in Berlin und Hagen. Steger war 1927-43 Mitglied im VdBK, 1927-1932 als Vorstandsmitglied, 1932-1940 als Ehrenvorsitzende sowie 1943 als Ehrenmitglied. Sie beteiligte sich 1927, 1928, 1929, 1930, 1931, 1932, 1933, 1934, 1937, 1940, 1942 und 1943 an den Vereinsausstellungen, 1949 veranstaltete der VdBK ihre Gedächtnisausstellung. Ab 1927 leitete Steger die Bildhauerklasse der Zeichen- und Malschule des VdBK, auch gab sie hier Unterricht in Aktzeichnen. Material befindet sich im Archiv des VdBK.

Milly Steger besuchte die Klasse für Stuckateure und Steinmetze an der Kunstgewerbeschule in Elberfeld. 1903-1906 wurde sie Schülerin im Privatatelier von Karl Janssen in Düsseldorf. Während einer Parisreise 1906 begegnete sie Auguste Rodin und Aristide Maillol, 1909 besuchte sie Georg Minne in Belgien. Richtungsweisend war die Bekanntschaft mit Georg Kolbe. Steger wandte sich der expressionistischen Plastik, insbesondere der Darstellung androgyner, weiblicher Figuren zu. Deren kraftvoll-expressiven Gesten und Körperhaltungen gehen teilweise auf den Ausdruckstanz zurück.

1910 rief Karl Enst Osthaus die Künstlerin, die seit 1908 in Berlin lebte, als Stadtbildhauerin nach Hagen. Hier schuf Steger vier weibliche Kolossalfiguren für die Fassade des Stadttheaters, Reliefs für die Stadthalle und weitere Architekturplastiken. Die Künstlerin zählte zum engen Kreis um Osthaus, lernte Henri van der Velde kennen und befreundete sich mit Moissey Kogan, Will Lammert und Christian Rohlfs.

1917 kehrte die Künstlerin nach Berlin zurück. Sie begegnete Käthe Kollwitz, Else Lasker-Schüler, Gret Palucca und Mary Wigman. Bei ihrem Engagement im Arbeitsrat für Kunst ging es ihr vor allem um die Zulassung von Frauen an die Kunstakademien.

1932 übernahm Milly Steger das Atelier von Georg Kolbe, wo ein Bombenangriff 1943 einen Großteil ihres Werks vernichten sollte. Unter den Nationalsozialisten geriet die Bildhauerin in eine zunehmend zwiespältige Situation. Während sie sich 1936 erfolgreich am olympischen Kunstwettbewerb in Berlin beteiligte und 1938 den Preis der Villa Romana erhielt, wurden ihre Arbeiten „schreitendes Mädchen“ und „Knieende“ 1937 beschlagnahmt. Letztere ist ein Werk aus dem spektakulären Berliner Skulpturenfund 2010.

Steger war Ehrenmitglied und Mitglied im Ehrenpräsidium des Deutschen Demokratischen Frauenbund, Mitglied im Deutschen Künstlerbund und im Arbeitsrat für Kunst.

Die Bildhauerin stellte in der Berliner Secession, im Deutschen Künstlerbund, der Akademie der Künste in Berlin und der Galerie Gurlitt aus. Auch war sie auf den Ausstellungen des Sonderbunds und des Deutschen Werkbunds (1914) vertreten. 1945 wurden Arbeiten von ihr auf der Deutschen Kunstausstellung in Dresden als Wiedergutmachung für die Opfer der nationalsozialistischen Kunstpolitik gezeigt.

Ihre Werke befinden sich in folgenden Museen und Sammlungen: Nationalgalerie Berlin, Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie Frankfurt/M., Karl-Ernst-Osthaus-Museum Hagen, Märkisches Museum Berlin, Stiftung Berliner Stadtmuseum, Museum Wiesbaden.

Louise Stomps
Louise Stomps bei der Arbeit Foto © Amrei-Marie, Quelle: Wikimedia

Die Bildhauerin und Grafikerin Adele Louise Sophie Stomps wurde am 5. Oktober 1900 in Berlin geboren, wo sie 60 Jahre ihres Lebens verbrachte. 1960 verließ sie Berlin und siedelte nach Oberbayern um und bezog dort eine Wassermühle in der Nähe vom Rechtmehring als Atelier- und Wohnhaus. Am 22. April 1988 starb Louise Stomps bei Wasserburg am Inn.

Louise Stomps, Skulptur Umarmung
Umarmung, 1966, Bronze 23,5 x 14 x 7,5 Foto © Peter Schrader, Quelle: Wikimedia

Für damalige Verhältnisse relativ spät, begann Louise Stomps erst mit 28 Jahren ihre künstlerische Ausbildung nach der Scheidung ihrer Ehe. (Zwischen 1920 und 1927 trug sie den Namen Louise Otto.) Zuvor hatte sie jedoch bereits viel gezeichnet und sich auch plastisch versucht. An der Preußischen Akademie der Künste zu Berlin lernte sie bei Johannes Röttger in der Akt-Abendklasse. Über den Verein der Berliner Künstlerinnen 1867 nahm sie Unterricht in der Bildhauerei bei Milly Steger. Von 1928 bis 1943 war sie Mitglied im Verein.
Seit 1932 arbeitete sie aktiv als Bildhauerin. Nach ’33 war dies aufgrund der Materialknappheit nur eingeschränkt möglich. Über die Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer konnte sie jedoch Materialbezugsscheine erhalten. Nach dem Ausschluss der Arbeiten von Käthe Kollwitz aus der Ausstellung der Akademie der Künste Berlin trat sie solidarisch aus der Reichskulturkammer aus und verzichtete auf die Teilnahme an öffentliche Ausstellungen.
1943 wurden sowohl ihre Wohnung als auch ihr Atelier bei Bombenangriffen zerstört, weswegen nur wenige ihrer Werke aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg erhalten sind. Ihre Arbeit setzte sie dennoch in Notquartieren fort und beteiligt sich an Flugblatt-Aktionen gegen die Nationalsozialisten.
Trotz einigen Wochen in russischer Haft wegen Spionageverdacht nach Ende des Krieges nahm Stomps ihre künstlerische Tätigkeit 1945 sofort wieder vollständig auf und bezog ein Atelier in Berlin-Charlottenburg. Einen Lehrauftrag an der Staatlichen Hochschule für Baukunst und Bildende Künste Weimar lehnte sie jedoch ab. Möglicherweise, um weiter in ihrer Heimatstadt bleiben zu können. Dort zählte Stomps am 17. März 1950 zu den Gründungsmitgliedern des Berufsverbandes Bildender Künstler Berlin und war eine von nur zwei Künstlerinnen im Aufnahmeausschuss. Ein Jahr später wurde sie mit dem Berliner Kunstpreis geehrt.
Mit 60 Jahren verließ sie Berlin und baute sich ein Atelier in einer abgeschieden gelegenen Wassermühle in Oberbayern. Die Schaffenszeit in diesem Atelier sollte eine sehr pro- duktive werden. Louise Stomps lebte und arbeitete bis zuletzt frei und autonom. Sie verstarb mit 87 Jahren nach einem Unfall mit ihrem Motorrad.

Skulptur von Louise Stomps unter einem Baum. Foto © Peter Schrader, Quelle: Wikimedia

In ihrer letzten Schaffensphase verschrieb sie sich vor allem der Arbeit mit Holz – zuvor arbeitete sie in Gips und Stein. Die schlanken, in die Höhe strebenden Skulpturen aus heimischen Hölzern sprechen, vom Material inspiriert und figurativ reduziert, von der Sehnsucht des Menschen nach Naturverbundenheit und Frieden. Der Mensch erscheint in ihrem Werk als schutzsuchende, emotionale Kreatur, gezeichnet vom Leid der Diktatur und des Krieges. Den menschlichen Körper abstrahierte sie nach den einschneidenden Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs immer weiter. Begleitend zu ihrem plastischen Werk schuf Stomps auch grafische Vorarbeiten.

Zuletzt zeigte die Berlinische Galerie in Kooperation mit dem Verborgenen Museum Berlin die Ausstellung „Louise Stomps. Naturgestalten“. Zuvor gab es bereits einige posthume Einzelausstellungen des Werks der Künstlerin, beispielsweise 1990 in der Galerie im Ganserhaus, Wasserburg am Inn oder 2007 in Obing. Auch bei verschiedensten Grup- penausstellungen wurden ihre Skulpturen gezeigt. So waren einige ihrer Arbeiten bereits 2013 im Verborgenen Museum Berlin zu sehen sowie 2018 im Kolbe-Museum Berlin. Aber bereits zu Lebzeiten stellte Louise Stomps aktiv aus. Eine erste Einzelausstellung zeigte 1947 die Galerie Gerd Rosen, Berlin. 1953 wurde ihr Entwurf für den Wettbewerb zum Denkmal des unbekannten politischen Gefangenen in London ausgestellt, für welchen sie ein Preisgeld und eine „ehrenvolle Erwähnung“ erhielt.
Der umfangreiche Nachlass der bereits zu Lebzeiten erfolgreichen Künstlerin wurde von ihren Töchtern Inge Becker-Schrader und Annemarie Sichrovsky betreut. Diese Aufgabe wird nun von Schwiegersohn Berthold Kogut und Enkel Peter Schrader fortgeführt. Der kontinuierlich in Arbeit befindliche Werkkatalog umfasst noch nicht gezählte grafische Arbeiten und rund 600 Skulpturen und Plastiken.
2009 erhielt die Berlinische Galerie 99 Zeichnungen und sechs Skulpturen als Zustiftung sowie Schriftdokumente aus dem Nachlass der Künstlerin. Auch die Stadt Wasserburg erhielt 2019 eine Schenkung über 16 Skulpturen durch die Erben. Außerdem befinden sich Werke der Künstlerin im Besitz der Nationalgalerie Berlin sowie in der Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München. In Rosenheim, in Obing und in Wasserburg am Inn befinden sich Skulpturen Stomps unter freiem Himmel – beispielsweise am Skulpturenweg am Inn – wo sich Stomps „Naturgestalten“ am eindrucksvollsten entfalten.

Text: Friederike Berger

Webseite von Louise Stomps
Wikipedia-Eintrag Louise_Stomps

Eva Stort
Eva Stort, Blick in das Maintal, o.J., 65 x 76 cm, Öl/Lwd., Privatbesitz, Foto: Eric Tschernow

Eva Stort (1.2.1855-31.1.1936 Berlin) war eine deutsche Landschaftsmalerin und Graphikerin. Sie lebte und arbeitete in Berlin. Die Künstlerin war 1884-1930 Mitglied des VdBK und beteiligte sich an den Vereinsausstellungen 1884,1898,1901,1904 und 1913. Material befindet sich im VdBK-Archiv.

Eva Stort studierte an der Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin. Ihre Lehrer waren Julius Jacobs, Karl Stauffer-Bern und Max Liebermann. Jacobs und Stauffer-Bern unterrichteten beide an der Zeichen- und Malschule des VdBK1867. Das lässt vermuten, dass Eva Stort dort ebenfalls als Schülerin eingeschrieben war.

Die Künstlerin gab auch selbst Kunstunterricht, eine ihrer Schülerinnen war Charlotte Berend-Corinth.

In ihren Landschaften bevorzugte Eva Stort einen ungewöhnlichen Panoramablick, der ihr Können als eine der wenigen professionellen Landschaftsmalerinnen der Zeit unter Beweis stellt. Stort gehörte zu den ersten Frauen der Künstlerkolonie Ahrenshoop. Hier hielt sich die Malerin bereits um 1882 auf.

Eva Stort war auf den Ausstellungen der Berliner Secession und 1894, 1895, 1897 und 1914 auf der Großen Berliner Kunstausstellung vertreten. Auch stellte sie im Deutschen Lyceum-Club (1911/12) aus.

Stort war Mitglied im Deutschen Lyceum-Club, im Reichsverband bildender Künstlerinnen, im Berliner Lokal-Verein der Deutschen Kunstgenossenschaft (1898), im Deutschen Künstlerbund und Vorstandsmitglied im Frauenkunstverband.

Ihre Werke befinden sich in der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart.