A B C D E F G H J K L M N O P R S T V W
Louise Stomps
Louise Stomps bei der Arbeit Foto © Amrei-Marie, Quelle: Wikimedia

Die Bildhauerin und Grafikerin Adele Louise Sophie Stomps wurde am 5. Oktober 1900 in Berlin geboren, wo sie 60 Jahre ihres Lebens verbrachte. 1960 verließ sie Berlin und siedelte nach Oberbayern um und bezog dort eine Wassermühle in der Nähe vom Rechtmehring als Atelier- und Wohnhaus. Am 22. April 1988 starb Louise Stomps bei Wasserburg am Inn.

Louise Stomps, Skulptur Umarmung
Umarmung, 1966, Bronze 23,5 x 14 x 7,5 Foto © Peter Schrader, Quelle: Wikimedia

Für damalige Verhältnisse relativ spät, begann Louise Stomps erst mit 28 Jahren ihre künstlerische Ausbildung nach der Scheidung ihrer Ehe. (Zwischen 1920 und 1927 trug sie den Namen Louise Otto.) Zuvor hatte sie jedoch bereits viel gezeichnet und sich auch plastisch versucht. An der Preußischen Akademie der Künste zu Berlin lernte sie bei Johannes Röttger in der Akt-Abendklasse. Über den Verein der Berliner Künstlerinnen 1867 nahm sie Unterricht in der Bildhauerei bei Milly Steger. Von 1928 bis 1943 war sie Mitglied im Verein.
Seit 1932 arbeitete sie aktiv als Bildhauerin. Nach ’33 war dies aufgrund der Materialknappheit nur eingeschränkt möglich. Über die Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer konnte sie jedoch Materialbezugsscheine erhalten. Nach dem Ausschluss der Arbeiten von Käthe Kollwitz aus der Ausstellung der Akademie der Künste Berlin trat sie solidarisch aus der Reichskulturkammer aus und verzichtete auf die Teilnahme an öffentliche Ausstellungen.
1943 wurden sowohl ihre Wohnung als auch ihr Atelier bei Bombenangriffen zerstört, weswegen nur wenige ihrer Werke aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg erhalten sind. Ihre Arbeit setzte sie dennoch in Notquartieren fort und beteiligt sich an Flugblatt-Aktionen gegen die Nationalsozialisten.
Trotz einigen Wochen in russischer Haft wegen Spionageverdacht nach Ende des Krieges nahm Stomps ihre künstlerische Tätigkeit 1945 sofort wieder vollständig auf und bezog ein Atelier in Berlin-Charlottenburg. Einen Lehrauftrag an der Staatlichen Hochschule für Baukunst und Bildende Künste Weimar lehnte sie jedoch ab. Möglicherweise, um weiter in ihrer Heimatstadt bleiben zu können. Dort zählte Stomps am 17. März 1950 zu den Gründungsmitgliedern des Berufsverbandes Bildender Künstler Berlin und war eine von nur zwei Künstlerinnen im Aufnahmeausschuss. Ein Jahr später wurde sie mit dem Berliner Kunstpreis geehrt.
Mit 60 Jahren verließ sie Berlin und baute sich ein Atelier in einer abgeschieden gelegenen Wassermühle in Oberbayern. Die Schaffenszeit in diesem Atelier sollte eine sehr pro- duktive werden. Louise Stomps lebte und arbeitete bis zuletzt frei und autonom. Sie verstarb mit 87 Jahren nach einem Unfall mit ihrem Motorrad.

Skulptur von Louise Stomps unter einem Baum. Foto © Peter Schrader, Quelle: Wikimedia

In ihrer letzten Schaffensphase verschrieb sie sich vor allem der Arbeit mit Holz – zuvor arbeitete sie in Gips und Stein. Die schlanken, in die Höhe strebenden Skulpturen aus heimischen Hölzern sprechen, vom Material inspiriert und figurativ reduziert, von der Sehnsucht des Menschen nach Naturverbundenheit und Frieden. Der Mensch erscheint in ihrem Werk als schutzsuchende, emotionale Kreatur, gezeichnet vom Leid der Diktatur und des Krieges. Den menschlichen Körper abstrahierte sie nach den einschneidenden Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs immer weiter. Begleitend zu ihrem plastischen Werk schuf Stomps auch grafische Vorarbeiten.

Zuletzt zeigte die Berlinische Galerie in Kooperation mit dem Verborgenen Museum Berlin die Ausstellung „Louise Stomps. Naturgestalten“. Zuvor gab es bereits einige posthume Einzelausstellungen des Werks der Künstlerin, beispielsweise 1990 in der Galerie im Ganserhaus, Wasserburg am Inn oder 2007 in Obing. Auch bei verschiedensten Grup- penausstellungen wurden ihre Skulpturen gezeigt. So waren einige ihrer Arbeiten bereits 2013 im Verborgenen Museum Berlin zu sehen sowie 2018 im Kolbe-Museum Berlin. Aber bereits zu Lebzeiten stellte Louise Stomps aktiv aus. Eine erste Einzelausstellung zeigte 1947 die Galerie Gerd Rosen, Berlin. 1953 wurde ihr Entwurf für den Wettbewerb zum Denkmal des unbekannten politischen Gefangenen in London ausgestellt, für welchen sie ein Preisgeld und eine „ehrenvolle Erwähnung“ erhielt.
Der umfangreiche Nachlass der bereits zu Lebzeiten erfolgreichen Künstlerin wurde von ihren Töchtern Inge Becker-Schrader und Annemarie Sichrovsky betreut. Diese Aufgabe wird nun von Schwiegersohn Berthold Kogut und Enkel Peter Schrader fortgeführt. Der kontinuierlich in Arbeit befindliche Werkkatalog umfasst noch nicht gezählte grafische Arbeiten und rund 600 Skulpturen und Plastiken.
2009 erhielt die Berlinische Galerie 99 Zeichnungen und sechs Skulpturen als Zustiftung sowie Schriftdokumente aus dem Nachlass der Künstlerin. Auch die Stadt Wasserburg erhielt 2019 eine Schenkung über 16 Skulpturen durch die Erben. Außerdem befinden sich Werke der Künstlerin im Besitz der Nationalgalerie Berlin sowie in der Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München. In Rosenheim, in Obing und in Wasserburg am Inn befinden sich Skulpturen Stomps unter freiem Himmel – beispielsweise am Skulpturenweg am Inn – wo sich Stomps „Naturgestalten“ am eindrucksvollsten entfalten.

Text: Friederike Berger

Webseite von Louise Stomps
Wikipedia-Eintrag Louise_Stomps

Eva Stort
Eva Stort, Blick in das Maintal, o.J., 65 x 76 cm, Öl/Lwd., Privatbesitz, Foto: Eric Tschernow

Eva Stort (1.2.1855-31.1.1936 Berlin) war eine deutsche Landschaftsmalerin und Graphikerin. Sie lebte und arbeitete in Berlin. Die Künstlerin war 1884-1930 Mitglied des VdBK und beteiligte sich an den Vereinsausstellungen 1884,1898,1901,1904 und 1913. Material befindet sich im VdBK-Archiv.

Eva Stort studierte an der Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin. Ihre Lehrer waren Julius Jacobs, Karl Stauffer-Bern und Max Liebermann. Jacobs und Stauffer-Bern unterrichteten beide an der Zeichen- und Malschule des VdBK1867. Das lässt vermuten, dass Eva Stort dort ebenfalls als Schülerin eingeschrieben war.

Die Künstlerin gab auch selbst Kunstunterricht, eine ihrer Schülerinnen war Charlotte Berend-Corinth.

In ihren Landschaften bevorzugte Eva Stort einen ungewöhnlichen Panoramablick, der ihr Können als eine der wenigen professionellen Landschaftsmalerinnen der Zeit unter Beweis stellt. Stort gehörte zu den ersten Frauen der Künstlerkolonie Ahrenshoop. Hier hielt sich die Malerin bereits um 1882 auf.

Eva Stort war auf den Ausstellungen der Berliner Secession und 1894, 1895, 1897 und 1914 auf der Großen Berliner Kunstausstellung vertreten. Auch stellte sie im Deutschen Lyceum-Club (1911/12) aus.

Stort war Mitglied im Deutschen Lyceum-Club, im Reichsverband bildender Künstlerinnen, im Berliner Lokal-Verein der Deutschen Kunstgenossenschaft (1898), im Deutschen Künstlerbund und Vorstandsmitglied im Frauenkunstverband.

Ihre Werke befinden sich in der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart.

Caro Suerkemper
Caro Suerkemper, Frozen Charlotte, 2012, Keramikguss, gebrannt und glasiert, je 65 x 31 x 14 cm; Ausstellungsansicht: historische Villa Metzler - Museum für angewandte Kunst, Frankfurt 2012/13; Fotograf: Axel Schneider, ©Caro Suerkemper/VG Bild-Kunst, Bonn

Caro Suerkemper (*1964) lebt und arbeitet in Berlin. 2013 wurde die Malerin und Bildhauerin mit dem Marianne-Werefkin-Preis des VdBK 1867 ausgezeichnet und war bis 2022 Mitglied. 2017 beteiligte sie sich an der Ausstellung „Fortsetzung jetzt. Teil 4, 150 Jahre Verein der Berliner Künstlerinnen“, Alte Kaserne, Berlin-Spandau.

Caro Suerkemper
Caro Suerkemper, StilleJungFern 2017, Bronze, schwarz patiniert; Höhen der Figuren von links nach rechts: 75 cm, 50 cm, 65 cm und 85 cm; Fotograf: André Wagner, ©Caro Suerkemper/VG Bild-Kunst, Bonn

„Beim Modellieren schlüpfe ich wie eine Schauspielerin ins Innere meiner Figuren, wodurch sich Gesichtsausdruck, Gesten und Körperhaltung ergeben. Die Bandbreite der Zustände reichen von geradezu obszöner Ergebenheit bis zu Versuchen latent aggressiver Selbstbehauptung“… (Caro Suerkemper).

Caro Suerkemper studierte 1984-1990 an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Peter Dreher. Sie erhielt zahlreiche Stipendien, darunter das Arbeitsstipendium des Senats für kulturelle Angelegenheiten, Berlin (1994 und 2005), das Landesgraduiertenstipendium Baden-Württemberg (1994/95) sowie der Kunststiftung Baden-Württemberg (1995), des Kunstfonds Bonn (1997), der Stiftung Junge Kunst in Essen (1998), des Künstlerhaus Schloß Balmoral (2003) und der Civitella Ranieri Found., Umpertide/IT (2006).

Caro Suerkemper
Caro Suerkemper, Leda 2009, Ton, weiß glasiert, H 70 cm, ø 43 cm; Ausstellungsansicht: Carokoko, Verein für Kunst und Kultur am Rosa-Luxemburg-Platz e. V., Berlin, 2010; Fotograf: Ludger Paffrath, ©Caro Suerkemper/VG Bild-Kunst, Bonn

Ihre wichtigsten Einzelausstellungen seit 2010 sind: Gnade, Galerie Römerapotheke Zürich. Carokoko, Verein für Kunst und Kultur am Rosa-Luxemburg-Platz. e.V., Berlin. 2011: Grace et dignité, Galerie Schirman & de Beaucé, Paris. 2012: in heißer Lieb’ gebraten, Historische Villa Metzler – Museum für Angewandte Kunst Frankfurt /Main. 2013: The Battle of the Century, Galerie Römerapotheke, Zürich. Sturm und Bedrängnis, mit Matthäus Thoma, Galerie Gilla Lörcher, Berlin. 2017: schuldig oder nichtschuldig, zusammen mit Peter Duka, Taut Haus Berlin. StilleJungFern, Galerie Römerapotheke, Zürich.

Auch ist Caro Suerkemper auf Gruppenausstellungen an internationalen Kunstinstitutionen vertreten (Auswahl seit 2010): Centre Culturel Suisse, Paris, Berlinische Galerie, Haus für Kunst Uri, Altdorf/CH, Museum Folkwang, Essen, Märkisches Museum, Witten, MUDAC, Lausanne, Gewerbemuseum, Winterthur/CH, Sunaparanta – Center of the Arts, Goa, Indien, Kunstverein “Talstrasse”, Halle und Port 25, Raum für Gegenwartskunst.

Werke der Künstlerin befinden sich in folgenden öffentlichen Sammlungen: Altana Kunstsammlung, Bad Homburg, Berlinische Galerie, Columbus Art Foundation Ravensburg, Kunstmuseum Stuttgart, Landesmuseum Darmstadt, Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt/M., Museum für Moderne Kunst, Frankfurt/M., Museum Ritter, Waldenbuch, Deutsche Bank, ING Bank, Brüssel, Sparkasse Essen u.a.

Website von Caro Suerkemper

Werkübersicht von Caro Suerkemper, MMK, Frankfurt/M.

Caro Suerkemper, Galerie Römerapotheke

Rahel Szalit-Marcus
Rahel Szalit-Marcus, Scholem Alechem, 1920, Lithographie, Sammlung Gruber Wittenberg, Blatt: Im Emigrantenbüro, 27 x 22 cm, Foto © Sammlung Gruber Wittenberg

Rahel Szalit-Marcus (3.7.1894 Chjenty, Bezirk Kaunas/RU-1942, ermordet im KZ Auschwitz) war eine polnisch-deutsche Malerin und Graphikerin mit jüdischer Herkunft. Sie lebte und arbeitete in Berlin. Szalit-Marcus war 1927-32 Mitglied im VdBK. Sie beteiligte sich 1929,1930 und 1932 an den Vereinsausstellungen. Material befindet sich im VdBK-Archiv.

1911 studierte Rahel Szalit-Marcus an der Münchner Kunstakademie. Sie befreundete sich mit den Künstlern Henri Epstein und Marcel Slodki und heiratete den Schauspieler Julius Szalit, der später Selbstmord beging.

Studienreisen führten die Künstlerin nach Paris und London. 1916 ging sie nach Berlin, wo sie sich der Novembergruppe anschloss. Szalit-Marcus spezialisierte sich zunächst auf Landschaften und Stadtansichten, dann malte sie Portraits und Stillleben. Auch illustrierte sie Bücher, wie „die Geschichte des Rabbi Nachman“ von Martin Buber, „Shalom Aleichem“ (Menschen und Szenen), „Hebräische Melodien“ von Heinrich Heine, „die Kreuzersonate“ von Lew Tolstoi, „das Krokodil“ von Fjodor Dostojewski und „Londoner Bilder“ von Charles Dickens. Dazu entstanden eigene Mappenwerke mit Lithographien, Steindrucken und Radierungen.

Nach 1933 floh Rahel Szalit-Marcus vor den Nationalsozialisten nach Frankreich. Hier fasste sie künstlerisch erneut Fuß, wurde jedoch 1942 von den Deutschen deportiert und im KZ Auschwitz ermordet. Ihr Atelier wurde geplündert. Ihre Aquarelle und Ölbilder sind bis heute nahezu ausnahmslos verschollen. Erhalten haben sich Buchillustrationen und Mappenwerke , aus denen ihre stilistische Prägung zum expressiven Primitivismus deutlich zu erkennen ist.

Szalit-Marcus stellte in Berlin und Frankfurt/M. aus.

Ihre Werke befinden sich in der Sammlung Gruber, Wittenberg.