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Jenny Mucchi-Wiegmann
Jenny Mucchi-Wiegmann, Portraitfoto um 1936, Foto: Hilde Schlitter, Berlin © Sammlung Mucchi

Jenny, Genni, Mucchi-Wiegmann (1.12.1895-2.7.1969 Berlin) war eine deutsche Bildhauerin und Zeichnerin. Sie lebte und arbeitete in Berlin und Mailand. Die Künstlerin war 1928-1940 Mitglied im VdBK und stellte dort 1928, 1928/29, 1929, 1930, 1931, 1932, 1933 und1937 aus. Material befindet sich im Archiv des VdBK.

Jenny Mucchi-Wiegmann studierte 1917 in Berlin an der Lewin-Funcke-Schule bei Lovis Corinth und August Kraus. 1918 hielt sie sich zu Studienzwecken in München auf. 1919-23 besuchte sie die Holzbildhauerklasse von Hans Peratoner an der Hochschule für bildende Künste in Berlin. Arbeitsaufenthalte führten sie 1925-26 nach Rom und 1926-27 nach Hagen/Westfalen. In Hagen fertigte sie ein Relief für die Fassade der neuen Franziskanerkirche an.

Bis 1930 ließ sich Mucchi-Wiegmann als freischaffende Bildhauerin in Berlin nieder und unternahm 1927/28 Studienreisen nach Spanien und Südfrankreich. 1931-33 führte sie ein Arbeitsaufenthalt nach Paris. Hier heiratete sie den Maler Gabriele Mucchi, mit dem sie ein Jahr später nach Mailand übersiedelte. Die Künstlerin befreundete sich mit Renato Guttuso, Giacomo Manzu und Marino Marini.

Die deutschen Nationalsozialisten erteilten Jenny Mucchi-Wiegmann Ausstellungsverbot. In Italien blieb die Bildhauerin zunächst anerkannt.1937 erhielt sie als Vertreterin des italienischen Pavillons auf der Pariser Weltausstellung die Goldmedaille. 1943-45 kämpfte sie dann im Widerstand gegen Mussolini. Nach dem Krieg schloss sie sich der Künstlergruppe „Realismo“ an. 1955-1956 arbeitete sie als Dozentin für Metalltreiben an der Scuola Umanitaria in Mailand. Ab 1956 lebte sie in Mailand und Ost-Berlin.

Die Bildhauerin schuf Akte, Reliefs, Portraitbüsten, u.a. von Arnold Zweig, Paul Dessau, und Maria Callas sowie Skulpturen für den öffentlichen Raum, darunter zahlreiche Frauenakte. Auch verarbeitete sie politische Themen, wie in der Bronzeplastik „Verhör in Algerien“ von 1958 und beim Denkmal der gefallenen Partisanen in Bologna 1959. Das Werk Jenny Mucchi-Wiegmanns ist von Realismus und Archaik geprägt und zeichnet sich durch eine kraftvolle, ausdrucksstarke Formengebung aus.

Mucchi-Wiegmann stellte u.a. in Paris, Mailand, Bielefeld, Kassel, Utrecht und Greifswald aus. Sie beteiligte sich an den Ausstellungen der Berliner Secession, der Gruppe „Corrente“, des Clubs der Kulturschaffenden, „Painting and Sculpture“ in New York (1927) der Biennale Venedig (1934) und der Triennale in Mailand. Auch wurden ihre Werke 1970 in der Nationalgalerie in Ost-Berlin im Rahmen ihrer Gedächtnisausstellung gezeigt. Die Bildhauerin wurde vom Kunstsalon Fischer, Bielefeld, der Galerie Glotz, München, der Galerie Bonaparte, Paris, der Galerie Genova u.a. vertreten.

Werke befinden sich in der Berlinischen Galerie und der Nationalgalerie Berlin.

Aiga Müller-Stadler
Aiga Mueller, The-Princes-Royal, 1991

Aiga Müller (1944–2011), geboren in Wildeshausen, lebte und arbeite in Berlin und Rugendorf. Im Verein der Berliner Künstlerinnen 1867 war sie von 1993–2002 Mitglied.

Ein Studium absolvierte die Künstlerin ab 1965 bis 1972 an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste Karlsruhe, unter anderem bei Horst Antes und Jürgen Goertz. Sie war 1971 Meisterschüle- rin bei Peter Dreher in Freiburg an der Außenstelle der Akademie Karlsruhe. Im Anschluss an ihr Studium verbrachte Aiga Müller, finanziert durch ein Stipendium vom Deutschten Akademischen Auslandsdienst (DAAD), 1973 und 1974 in London am Royal College of Art. Ein Arbeitsstipendium erhielt sie 1989 vom Senator für Kulturelle Angelegenheiten in Berlin.

Aiga Mueller, Atelier

Aiga Müller verstand sich als Malerin. Auf der Leinwand entstanden Gemälde, die sich wie ein Patchwork aus mehreren Bildflächen mit unterschiedlichen Motiven zusammensetzen. Doch die charakteristischsten Arbeiten der Künstlerin sind ihre sogenannten Scherbenobjekte: Skulpturen, Büsten und Reliefs, deren Oberfläche mosaikartig gestaltet sind. Der Kontrast zwischen realisti- scher Silhouette und der mosaik-collagenhaft gestalteten Oberfläche gibt ihrem Werk eine surrea- listische Anmutung. Die Büsten wurden meist von realen Personen in Gips abgeformt.

Aiga Mueller, Portrait: Christine Bergmann, 1999

Die Mosaik-Oberflächen bestehen aus Scherben und Fundstücken wie Keramik, Glas, aber auch aus Muscheln und Knöpfen. Das Material, „Reste des Alltags“, sammelte und grub Müller an ihren geheimgehaltenen Fundorten um Berlin aus. Einzelne Fundstücke präsentiert sie zuweilen einzeln auf neutralem Untergrund als Ergebnisse ihrer Ausgrabungen. Sie bezeichnete sich selbst als Schatzsucherin und als „eine Archäologin der Gegenwart“.

Auch im öffentlichen Raum sind Aiga Müllers Scherbenobjekte präsent, beispielsweise in Freiburg an der Turnhalle der Anne-Frank-Schule. Hier ist die Skulptur „Spaziergang mit Hund“ (1971) zu sehen. 1986 entstand ein Wandbild am Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin des Uni- versitätsklinikum Freiburg.

Aiga Mueller, Scherbengericht, 1991

Aiga Müller konnte noch während ihres Studiums an ersten Ausstellungen teilnehmen, unter an- derem in Wolfsburg und Freiburg. 1983 wurden ihre Werke auf der Großen Düsseldorfer Kunst- ausstellung gezeigt. 1992 war sie Teil der Ausstellung „Profession ohne Tradition. 125 Jahre Verein der Berliner Künstlerinnen“ in der Berlinischen Galerie. Posthum zeigte die Pankower Galerie Lin- neborn 2011 einen Überblick über ihr Schaffen, begleitet vom Werkkatalog „Bildstücke“. 2014 wurde ihr in der Berliner Galerie Abakus eine Ausstellung gewidmet.

Text: Friederike Berger

https://www.uniklinik-freiburg.de/uniklinikum/zahlen-und-fakten/kunst-kultur/kunstwerk/ot-fasadengestaltung-wandbild-am-haus-sonne.html

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Käthe Münzer-Neumann
Käthe Münzer-Neumann, Mère et Enfant à Paris, ca. 1944, 56,3 x 50,5 cm, Öl/Lwd., Privatbesitz, Foto: Eric Tschernow

Käthe Münzer-Neumann (31.5.1877 Breslau-26.12.1976 Paris) war eine deutsche Malerin mit jüdischer Herkunft. Sie lebte und arbeitete u.a. in Berlin und Paris. Münzer-Neumann studierte um 1900 an der Zeichen- und Malschule des VdBK bei Franz Skarbina und Max Uth. Sie war 1904-1933 Mitglied im VdBK und beteiligte sich an den Vereinsausstellungen: 1904, 1911, 1923, 1927, 1928/29, 1929, 1930, 1931, 1932 und 1933. Material befindet sich im VdBK-Archiv.

Käthe Münzer-Neumann vervollständigte ihre Kunstausbildung 1909 an der Pariser Académie Julian bei Ernest Joseph Laurent und Edmond François Aman-Jean. Bis 1929 unternahm sie zahlreiche Studienreisen und hielt sich in Warschau, St. Petersburg, Kopenhagen und den Niederlanden auf. 1929 zog sie erneut nach Berlin, wo sie neben der freien Kunst Karikaturen für Kunst- und Kulturmagazine, wie die “Lustigen Blätter”, “Ulk”, “Jugend” und “Das Narrenschiff” schuf. Käthe Münzer-Neumann malte Porträts, Landschaften, Stillleben und Genrebilder im Stil der neuen Sachlichkeit und des neuen Realismus.

Die Verfolgung durch die Nationalsozialisten stoppte die Karriere der Künstlerin und zwang sie zur Emigration. 1933 wanderte sie nach Paris aus. Hier erlebte sie die deutsche Besatzung, von dem ihr eindrückliches Portrait einer jungen jüdischen Mutter mit ihrem Baby vor der Pariser Stadtsilhouette zeugt. Die Malerin selbst überstand die Zeit im Untergrund.

Sie schloss sich der Societé des Artistes Francais und der Societé Nationale des Beaux Arts an, wo sie regelmäßig ausstellte. Weitere Ausstellungsbeteiligungen hatte sie im Salon d’Automne, im Salon des Indépendants und Salon des Humoristes. Nach 1945 machte sie sich in Frankreich einen Namen. Vor ihrer Emigration war Käthe Münzer-Neumann auf der Großen Berliner Kunstausstellung sowie den Ausstellungen der Berliner Secession und des Deutschen Lyceum-Clubs vertreten. 1907 stellte sie mit 50 anderen Künstlerinnen und Künstlern in der Gesellschaft zur Unterstützung jüdischer Kunst aus.

Ihre Werke befinden sich in folgenden Museen und Sammlungen: Märkisches Museum, Berlin, Centre Pompidou in Paris, Galerie Nationale du Jeu de Paume in Paris u.a.