Müller-Stadler Aiga

Aiga Müller (1944–2011), geboren in Wildeshausen, lebte und arbeite in Berlin und Rugendorf. Im Verein der Berliner Künstlerinnen 1867 war sie von 1993–2002 Mitglied.

Ein Studium absolvierte die Künstlerin ab 1965 bis 1972 an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste Karlsruhe, unter anderem bei Horst Antes und Jürgen Goertz. Sie war 1971 Meisterschüle- rin bei Peter Dreher in Freiburg an der Außenstelle der Akademie Karlsruhe. Im Anschluss an ihr Studium verbrachte Aiga Müller, finanziert durch ein Stipendium vom Deutschten Akademischen Auslandsdienst (DAAD), 1973 und 1974 in London am Royal College of Art. Ein Arbeitsstipendium erhielt sie 1989 vom Senator für Kulturelle Angelegenheiten in Berlin.

Aiga Mueller, Atelier

Aiga Müller verstand sich als Malerin. Auf der Leinwand entstanden Gemälde, die sich wie ein Patchwork aus mehreren Bildflächen mit unterschiedlichen Motiven zusammensetzen. Doch die charakteristischsten Arbeiten der Künstlerin sind ihre sogenannten Scherbenobjekte: Skulpturen, Büsten und Reliefs, deren Oberfläche mosaikartig gestaltet sind. Der Kontrast zwischen realisti- scher Silhouette und der mosaik-collagenhaft gestalteten Oberfläche gibt ihrem Werk eine surrea- listische Anmutung. Die Büsten wurden meist von realen Personen in Gips abgeformt.

Aiga Mueller, Portrait: Christine Bergmann, 1999

Die Mosaik-Oberflächen bestehen aus Scherben und Fundstücken wie Keramik, Glas, aber auch aus Muscheln und Knöpfen. Das Material, „Reste des Alltags“, sammelte und grub Müller an ihren geheimgehaltenen Fundorten um Berlin aus. Einzelne Fundstücke präsentiert sie zuweilen einzeln auf neutralem Untergrund als Ergebnisse ihrer Ausgrabungen. Sie bezeichnete sich selbst als Schatzsucherin und als „eine Archäologin der Gegenwart“.

Auch im öffentlichen Raum sind Aiga Müllers Scherbenobjekte präsent, beispielsweise in Freiburg an der Turnhalle der Anne-Frank-Schule. Hier ist die Skulptur „Spaziergang mit Hund“ (1971) zu sehen. 1986 entstand ein Wandbild am Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin des Uni- versitätsklinikum Freiburg.

Aiga Mueller, Scherbengericht, 1991

Aiga Müller konnte noch während ihres Studiums an ersten Ausstellungen teilnehmen, unter an- derem in Wolfsburg und Freiburg. 1983 wurden ihre Werke auf der Großen Düsseldorfer Kunst- ausstellung gezeigt. 1992 war sie Teil der Ausstellung „Profession ohne Tradition. 125 Jahre Verein der Berliner Künstlerinnen“ in der Berlinischen Galerie. Posthum zeigte die Pankower Galerie Lin- neborn 2011 einen Überblick über ihr Schaffen, begleitet vom Werkkatalog „Bildstücke“. 2014 wurde ihr in der Berliner Galerie Abakus eine Ausstellung gewidmet.

Text: Friederike Berger

https://www.uniklinik-freiburg.de/uniklinikum/zahlen-und-fakten/kunst-kultur/kunstwerk/ot-fasadengestaltung-wandbild-am-haus-sonne.html

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