Gerbl Ricoh
Ricoh Gerbl ist in einem katholisch geprägten Dorf in Bayern aufgewachsen und zog mit vierundzwanzig Jahren nach Berlin. Sie ist Künstlerin und Autorin. Ihr bildkünstlerisches Werk umfasst inszenierte Fotografie, konzeptuelle Arrangements und Objekte. Literarisch artikuliert sie sich in Romanen, Erzählungen und Mikrotexten. Sie befasst sich mit weiblichen Selbst- und Fremdbildern und der poetischen Kraft des Alltäglichen. Sie beobachtet Absurditäten, Abgründe und Verstrickungen und übersetzt sie lakonisch und mit feinsinnigem Humor in visuelle und literarische Sprache. Sie lebte vorübergehend in New York und Barcelona.
Ich dringe mit meinen großformatigen Fotografien in mir vorher unbekannte Wohnungen ein und pfropfe die dort bestehende Privatsphäre mit meiner Kunst. Die Fotos stören, alleine schon wegen ihrer Größe, 1,83 m x 1,30 m.

Die Bewohner:innen können in ihreren Wohnungen vier Wochen mit meiner Kunst leben, die sie sich sonst gar nicht nicht leisten könnten. Die Fotografien werden so platziert, dass sie die dort vorherrschende Privatsphäre stören, überlagern, verdrängen oder sich sehr gut einfügen.
In der Botanik beschreibt dieser Begriff das Verfahren einer Kultivierung, in dem Differentes und Disparates ineinander gefügt wird, um Pflanzen zu kräftigen, widerstandsfähiger zu machen und zu veredeln. Disparates und Differentes wird auch in meinen Arbeiten aufeinander bezogen und miteinander konfrontiert. Die Fotografien bleiben für vier Wochen in der Wohnung. In dem Zeitraum geben die Wohnungseigentümer:innen eine Party. Die Pfropfungsaktion bekommt eine Zeugenschaft und unter den Gästen finden sich neue Kandidaten:innen für weitere Wohnungspfropfungen. Die Pfropfungen werden dokumentiert. In der nächsten Pfropfungsrunde werden die Dokumentationsfotos vergrößert und dann wird mit diesen weiter gepfropft.
Mitglied im VdBK 1867 seit 2013
Bibliografie:
Dez. 2020 bis Okt. 2024 monatlich erscheinender literarischer Blog. „Bitch-up“
2019 Roman: »Fast. Eine Regung« plus Pfropfung. Mulitple. Kaltleimbindung, 187 Seiten. 2009 Leben im Luxus, Erzählungen, Mitteldeutscher Verlag, Halle, 159 Seiten.
Sammlung: Akademie der Künste, seit 2025, mit: „Der Gemeine Hausengel.“, C-Print, 224 x 182 cm.
Stipendien/Residencies
2022 Neustart Kultur, Kunststiftung Bonn, 2021 Stipendium VG Bild-Kunst, Stiftung Kulturwerk, 2020 Stipendium für Kulturprojekte, Senat Berlin, 2012 Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste Berlin,1996 Arbeitsstipendium für Bildende Kunst, Senat in Berlin, 1994 Nominierung für den Open Mike, Literaturwerkstatt Berlin,1993 Arbeitsstipendium für Literatur, Senat in Berlin, 2017 Artist-in-residence, Havanna, Kuba, 2016 Artist-in-residence, Fundación Valparaiso, Mojácar, Spanien, 2014 Artist-in-residence, General Performances, Bern, Schweiz, 2010 Residenzstipendium für Literatur der Lina Thyll-Dürr-Stiftung, Elba, 2004 Residenzstipendium für Literatur, Salzwedel
Ausstellungen und Beteiligungen
2022 Troubled Nature, HKM, Berlin, 2022 Im Zweifel ein Portrait, VdBk 1867, Berlin, 2022 Die Auswilderung wird verschoben, Projektraum des VdBK, Berlin, 2021 RaumSchau, Galerie Goldwerk, Rostock, 2020 POP UP SHOW, Haus Kunst Mitte, Berlin, 2019 It’s Your Turn, ZAK, Zitadelle Spandau, Berlin, 2017Fortsetzung jetzt, projektraum alte feuerwache, Berlin, 2017 Fortsetzung folgt, Kommunale Galerie, Berlin , 2013 Marianne Werfekin-Preis, Galerie Pankow, Berlinund im Spinnereirundgang Leipzig, 2008 Thank You For Judging, Berliner medizinhistorisches Museum Charitè, Virchowsaal, Berlin, 2006 Von der Angst, Kunstverein Tiergarten, Berlin, 2005, ZBO – Subduktive Massnahmen – 1500 Jahre Sonderschutz für 50 Kunstwerke, Zentraler Bergungsort Oberried, Breisgau, und in der Bundeskunsthalle Bonn, 2004, The Mother and Apartmentgrafting, Smack Mellon, New York, 2003, Wohnungspfropfungen, Brooklyn, New York, 2001, Familienbild, NGBK, Berlin, 2000, Local Hero, Kimmst amoi wieda zu mia, Künstlerhaus Bethanien, Berlin, 1996, casa tua e casa mia, Amerikanische Akademie, Rom, 1995, Three positions, Bronwyn Keenan Gallery, New York, 1992 Choice, Galerie A.I.R., New York
Collaborationen
2007 The Rape of the Sabine Women, Eve Sussman, Hamburger Bahnhof, Berlin(video/photos/notes) Fotografien von Ricoh Gerbl, 2006 The Rape of the Sabine Women, Eve Sussman, Thessaloniki Center for Arts and Culture, Thessaloniki,Fotografien von Ricoh Gerbl, 2006 The Rape of the Sabine Women, Eve Sussman, In the Company of Old Masters, Colnaghi Gallery, London, UK, Fotografien von Ricoh Gerbl.