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Ricoh Gerbl
Ricoh Gerbl Aus der Serie: Die Mutter & Co, Pfropfungen, Nr. 1, 1996, 184 cm x 123 cm, C-Print, Aludibond

Ricoh Gerbl ist in einem katholisch geprägten Dorf in Bayern aufgewachsen und zog mit vierundzwanzig Jahren nach Berlin. Sie ist Künstlerin und Autorin. Ihr bildkünstlerisches Werk umfasst inszenierte Fotografie, konzeptuelle Arrangements und Objekte. Literarisch artikuliert sie sich in Romanen, Erzählungen und Mikrotexten. Sie befasst sich mit weiblichen Selbst- und Fremdbildern und der poetischen Kraft des Alltäglichen. Sie beobachtet Absurditäten, Abgründe und Verstrickungen und übersetzt sie lakonisch und mit feinsinnigem Humor in visuelle und literarische Sprache. Sie lebte vorübergehend in New York und Barcelona.

Ich dringe mit meinen großformatigen Fotografien in mir vorher unbekannte Wohnungen ein und pfropfe die dort bestehende Privatsphäre mit meiner Kunst. Die Fotos stören, alleine schon wegen ihrer Größe, 1,83 m x 1,30 m.

Aus der Serie: Die Wohnungspfropfungen Nr. 07/09, 1998 jeweils 128 x 188cm C-Print

Die Bewohner:innen können in ihreren Wohnungen vier Wochen mit meiner Kunst leben, die sie sich sonst gar nicht nicht leisten könnten. Die Fotografien werden so platziert, dass sie die dort vorherrschende Privatsphäre stören, überlagern, verdrängen oder sich sehr gut einfügen.

In der Botanik beschreibt dieser Begriff das Verfahren einer Kultivierung, in dem Differentes und Disparates ineinander gefügt wird, um Pflanzen zu kräftigen, widerstandsfähiger zu machen und zu veredeln. Disparates und Differentes wird auch in meinen Arbeiten aufeinander bezogen und miteinander konfrontiert. Die Fotografien bleiben für vier Wochen in der Wohnung. In dem Zeitraum geben die Wohnungseigentümer:innen eine Party. Die Pfropfungsaktion bekommt eine Zeugenschaft und unter den Gästen finden sich neue Kandidaten:innen für weitere Wohnungspfropfungen. Die Pfropfungen werden dokumentiert. In der nächsten Pfropfungsrunde werden die Dokumentationsfotos vergrößert und dann wird mit diesen weiter gepfropft.

Mitglied im VdBK 1867 seit 2013

Bibliografie:
Dez. 2020 bis Okt. 2024 monatlich erscheinender literarischer Blog. Bitch-up
2019 Roman: »Fast. Eine Regung« plus Pfropfung. Mulitple. Kaltleimbindung, 187 Seiten. 2009 Leben im Luxus, Erzählungen, Mitteldeutscher Verlag, Halle, 159 Seiten.

Sammlung: Akademie der Künste, seit 2025, mit: Der Gemeine Hausengel., C-Print, 224 x 182 cm.

Stipendien/Residencies
2022 Neustart Kultur, Kunststiftung Bonn, 2021 Stipendium VG Bild-Kunst, Stiftung Kulturwerk, 2020 Stipendium für Kulturprojekte, Senat Berlin, 2012 Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste Berlin,1996 Arbeitsstipendium für Bildende Kunst, Senat in Berlin, 1994 Nominierung für den Open Mike, Literaturwerkstatt Berlin,1993 Arbeitsstipendium für Literatur, Senat in Berlin, 2017 Artist-in-residence, Havanna, Kuba, 2016 Artist-in-residence, Fundación Valparaiso, Mojácar, Spanien, 2014 Artist-in-residence, General Performances, Bern, Schweiz, 2010 Residenzstipendium für Literatur der Lina Thyll-Dürr-Stiftung, Elba, 2004 Residenzstipendium für Literatur, Salzwedel

Ausstellungen und Beteiligungen
2022 Troubled Nature, HKM, Berlin, 2022 Im Zweifel ein Portrait, VdBk 1867, Berlin, 2022 Die Auswilderung wird verschoben, Projektraum des VdBK, Berlin, 2021 RaumSchau, Galerie Goldwerk, Rostock, 2020 POP UP SHOW, Haus Kunst Mitte, Berlin, 2019 Its Your Turn, ZAK, Zitadelle Spandau, Berlin, 2017Fortsetzung jetzt, projektraum alte feuerwache, Berlin, 2017 Fortsetzung folgt, Kommunale Galerie, Berlin , 2013 Marianne Werfekin-Preis, Galerie Pankow, Berlinund im Spinnereirundgang Leipzig, 2008 Thank You For Judging, Berliner medizinhistorisches Museum Charitè, Virchowsaal, Berlin, 2006 Von der Angst, Kunstverein Tiergarten, Berlin, 2005, ZBO Subduktive Massnahmen 1500 Jahre Sonderschutz für 50 Kunstwerke, Zentraler Bergungsort Oberried, Breisgau, und in der Bundeskunsthalle Bonn, 2004, The Mother and Apartmentgrafting, Smack Mellon, New York, 2003, Wohnungspfropfungen, Brooklyn, New York, 2001, Familienbild, NGBK, Berlin, 2000, Local Hero, Kimmst amoi wieda zu mia, Künstlerhaus Bethanien, Berlin, 1996, casa tua e casa mia, Amerikanische Akademie, Rom, 1995, Three positions, Bronwyn Keenan Gallery, New York, 1992 Choice, Galerie A.I.R., New York

Collaborationen
2007 The Rape of the Sabine Women, Eve Sussman, Hamburger Bahnhof, Berlin(video/photos/notes) Fotografien von Ricoh Gerbl, 2006 The Rape of the Sabine Women, Eve Sussman, Thessaloniki Center for Arts and Culture, Thessaloniki,Fotografien von Ricoh Gerbl, 2006 The Rape of the Sabine Women, Eve Sussman, In the Company of Old Masters, Colnaghi Gallery, London, UK, Fotografien von Ricoh Gerbl.

ricohgerbl.de
vonhundert.de

Margarete Gerhardt
Margarete Gerhardt, Gehöft, Farblinolschnitt, 15 x 16 cm | Bild: Irrgang Fine Arts Berlin

Margarete Gerhardt (1873-1955) erhielt ihre Ausbildung bei Dora Hitz in der 1894 gegründeten Damen-Malschule in Berlin und war nicht nur langjähriges Mitglied (1911-1955), sondern von 1933 bis 1936 auch im Vorstand des seit 1867 bestehenden Vereins der Berliner Künstlerinnen. Margarete Gerhardt zeigte dort bis 1942 jedes Jahr ihre Arbeiten. Zudem war sie wiederholt auf der Großen Berliner Kunstausstellung vertreten.

Margarete Gerhardt, Häuschen hinter Bäumen
Margarete Gerhardt, Häuschen hinter Bäumen, Farblinolschnitt, 10 x 14,7 cm
Foto: Irrgang Fine Arts Berlin

Durch Dora Hitz wurde die Künstlerin maßgeblich vom Impressionismus beeinflusst. Von 1895 bis 1897 lernte sie dann bei dem Historienmaler Ernst Wilhelm Müller-Schönefeld die Portraitmalerei. Der Grafiker und Drucker Hermann Struck weckte bei Margarete Gerhardt schließlich das Interesse am Medium der Druckgrafik.

Auf Studienreisen nach 1911/1912, die Margarete Gerhardt nach Frankreich, Italien, in die Schweiz, nach Holland und Nordafrika und teilweise zusammen mit Dora Hitz unternahm, fand die Künstlerin ihre Motive.

Naturalistische Landschaftsaquarelle der Alpen, Farblithografien von Felsen der Faraglioni vor Capri oder Ölgemälde vom Treiben auf dem Markusplatz in Venedig bei abendlichem Sonnenlicht sind daraus entstanden.

Margarete Gerhardt, Im Gebirge, Farblinolschnitt
Margarete Gerhardt, Im Gebirge, Farblinolschnitt, 15,3 x 18,5 cm
Foto: Irrgang Fine Arts Berlin

Margarete Gerhardt heiratete nie und lebte mit ihrer Schwester Eleonore Gerhardt zusammen in Berlin Wilmersdorf, die bis zu ihrem Tod 1944 den gemeinsamen Haushalt führte. https://de.wikipedia.org/wiki/Margarete_Gerhardt

 

Hinweis auf eine Ausstellung 2024: Margarete Gerhardt

Emmy Gotzmann
Emmy Gotzmann, o.T. (Bülowstraße Berlin), 1914-18, Öl/Lw., Privatbesitz, ©Gr. Ferdinand Ruigrok van de Werve

Emmy Auguste Elisabeth Gotzmann (19.03.1881 Frankfurt/M. – 27.09.1950 Berlin) war eine deutsche Malerin. Ihr Werk ist dem Stil des Nachimpressionismus und dem expressiven Realismus zuzuordnen. Vermutlich besuchte sie 1901-1904 die Zeichen- und Malschule des VdBKK. Nachweislich war Emmy Gotzmann 1911 bis mindestens 1942 Mitglied, 1928-30 hatte sie das Amt der Vorsitzenden inne. Die Malerin war 1906, 1911, 1913, 1927, 1928, 1928/29, 1929, 1930, 1934, 1937, 1940 und 1942 auf den Vereinsausstellungen vertreten.

Die Tochter eines Reichsbankdirektors wuchs in Berlin/Groß-Lichterfelde auf. Emmy Gotzmann besuchte dort die Krahmersche höhere Mädchenschule und begann dann mit ihrer künstlerischen Ausbildung. Es ist zu vermuten, dass sie 1901-1904 an der Zeichen- und Malschule des VdBKK studierte, ihre Lehrer waren nach ihren Angaben Hans Baluschek, Martin Brandenburg und Max Uth. Nach Aussage der Familie nahm sie auch Privatunterricht bei Lovis Corinth.

1903 schloss sich die Malerin der Künstlerkolonie Ekensund bei Flensburg an und befreundete sich mit Anton Nissen und dem Mitbegründer der Berliner Secession Otto H. Engel. 1905 siedelte sie nach Flensburg über. 1905/6 und 1908/9 nahm sie Unterricht im Aktzeichnen beim Bildhauer Heinz Weddig an der Kunstgewerblichen Fachschule. In der Künstlerkolonie entstanden Landschaftsaquarelle und Ölgemälde mit Pleinairmotiven der Küstenlandschaft. 1908 zeigte Emmy Gotzmann 87 Ölgemälde, Ölstudien und Aquarelle in einer Doppelausstellung im Flensburger Kunstgewerbemuseum. Ein Jahr später zog die Malerin nach Berlin zurück und beteiligte sich unter anderem an Ausstellungen der Secession.

Emmy Gotzmann war 1905-1913 mit dem Juristen Walter Conrad verheiratet. In ihrer zweiten Ehe (1913-1928) mit dem jüdischen und zum christlichen Glauben konvertierten Rezitator Ludwig Hardt entstanden Kontakte zu berühmten Literaten wie Elias Canetti, Bertolt Brecht, Thomas Mann und Walter Benjamin. Ihre Bilder aus dieser Zeit werden dem expressiven Realismus zugeordnet.

In den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft distanzierte sich Gotzmann vom gleichgeschalteten Kunstbetrieb. Zunehmend geriet sie in die Isolation, in der ihr die jüdischen Freundinnen Else Milch und Helene Skaller zur Seite standen. Gotzmann selbst setzte sich ebenfalls für untergetauchte Jüdinnen und Juden ein.

Die Künstlerin war auf zahlreichen Ausstellungen vertreten, so in der Berliner Secession (1902/3, 1912). In der Kunsthalle Kiel beteiligte sie sich an einer Ausstellung des Schleswig-Holsteinischen Kunstvereins (1909). Im Münchner Glaspalast (1910), der Kunsthalle Bremen (1912), in der Schleswig Holsteinische Kunstgenossenschaft (1919) und im Kunstgewerbemuseum Berlin (1928). Gotzmann war nicht Mitglied der Berliner Secession, dafür war sie aber bis 1936 beim Deutschen Künstlerbund registriert.

Das Oeuvre der Künstlerin ging im Krieg fast vollständig verloren. Heute befindet sich ein kleiner Teil, bestehend aus Ölgemälden, Ölskizzen und Zeichnungen, im Familienbesitz.

Der Beitrag basiert auf den Angaben von Ruigrok van de Werve, Farbige Kraft in schwierigen Zeiten – Emmy Gotzmann. Eine Malerin der Berliner Secession 1881-1950, Verlag Ludwig 2016.

Harriet Groß
Fuge II (001-012), 2018, Tuschezeichnungen auf Fabrianopapier, je 33x 48 cm. Foto: Hans-Georg Gaul

Harriet Groß
Tokyo Vocabulary, 2015, Raumzeichnung mit Papier / Metall Cutouts und Schnur
Foto: Hans-Georg Gaul

Harriet Groß (*1967 in München) lebt und arbeitet in Berlin.

Mit der Linie als  Ausgangsmaterial faltet sie den Raum sowohl in ihren flüchtigen installativen Arbeiten als auch mit ihren Tuschenotationen und Cutouts als Möglichkeitsfeld auf und untersucht  seine Grenzen auf ihre Durchlässigkeit hin. Dabei folgt sie dem Begriff der Störung als notwendigen Element jeglicher Entwicklung. Seit 2020 ist sie Mitglied im VdBK und zeigte in diesem Rahmen ihre Rauminstallationen auf der Shortlist zum Marianne-Werefkin-Preis des VdBKs im Haus am Kleistpark 2020 und im Käthe Kollwitz Museum in „6 aus 60 Schwarz+Weiß“ 2021.

Harriet Groß studierte Medizin an der Freien Universität und Bildende Kunst an der Hochschule der Künste in Berlin sowie am Royal College of Art in London. Für ihre Arbeiten erhielt sie vielfach Förderungen, zuletzt ein Stipendium des Kunstfond Bonn (2020) und das Recherchestipendium des Berliner Senats (2015).

Ihre Arbeiten werden in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, u.a. in der Guardini Galerie, Berlin (2020, 2019), Kunstverein Würzburg (2020), Kommunale Galerie Berlin (2020), Galerie im Saalbau, Berlin (2019), Galerie der Deutschen Werkstätten Hellerau, Dresden (2018), Torrance Art Museum, Los Angeles, USA (2018), Galerie im Körnerpark, Berlin (2018), Gehag Forum, Berlin (2018), Galerie Vincenz Sala, Berlin/Paris (2020, 2018, 2016),  Schloßkapelle Weimar, (2017), Galerie Nord (2017), Japanisch Deutsches Zentrum Berlin (2014), Deutsches Klingen Museum Solingen (2013), Conseil Général de la Moselle Metz, Frankreich( 2010),Mina Dresden Gallery, San Francisco, USA (2008), Saarländische Galerie, Berlin (2008), Galerie Manes, Prag (2007), CGAC, Santiago de Compostela, Spanien (2006, 2003).

Sie ist mit ihrer Arbeit in der Sammlung des Berliner Kupferstichkabinetts, in der Klassikstiftung Herzogin Amalia Bibliothek Weimar, im Centro Galego de Arte Contemporánea Santiago de Compostela Spanien, in der Sammlung Grafik Design Kunstbibliothek der Staatlichen Museen Berlins, in der  Artothek des Neuen Berliner Kunstvereins und der Kommunalen Galerie Berlin vertreten.

Harriet Groß
Weißer Regen, 2019, Raumzeichnung mit Metallstangen, Schnur, Acryl und Spiegeln.
Foto: Hans-Georg Gaul

Seit 2009 betreibt sie zusammen mit befreundeten Künstlern den Projektraum Axel Obiger in Berlin Mitte als künstlerisches Experiment. (Projektraumpreis des Berliner Senats 2018).

In Kürze erscheint ihr Künstlerbuch Weißer Regen|White Rain im The Greenbox Verlag, Berlin.

Webseite von Harriet Groß 

Youtube: Logik des Wassers, 2020