Gotzmann Emmy

Emmy Auguste Elisabeth Gotzmann (19.03.1881 Frankfurt/M. – 27.09.1950 Berlin) war eine deutsche Malerin. Ihr Werk ist dem Stil des Nachimpressionismus und dem expressiven Realismus zuzuordnen. Vermutlich besuchte sie 1901-1904 die Zeichen- und Malschule des VdBKK. Nachweislich war Emmy Gotzmann 1911 bis mindestens 1942 Mitglied, 1928-30 hatte sie das Amt der Vorsitzenden inne. Die Malerin war 1906, 1911, 1913, 1927, 1928, 1928/29, 1929, 1930, 1934, 1937, 1940 und 1942 auf den Vereinsausstellungen vertreten.

Die Tochter eines Reichsbankdirektors wuchs in Berlin/Groß-Lichterfelde auf. Emmy Gotzmann besuchte dort die Krahmersche höhere Mädchenschule und begann dann mit ihrer künstlerischen Ausbildung. Es ist zu vermuten, dass sie 1901-1904 an der Zeichen- und Malschule des VdBKK studierte, ihre Lehrer waren nach ihren Angaben Hans Baluschek, Martin Brandenburg und Max Uth. Nach Aussage der Familie nahm sie auch Privatunterricht bei Lovis Corinth.

1903 schloss sich die Malerin der Künstlerkolonie Ekensund bei Flensburg an und befreundete sich mit Anton Nissen und dem Mitbegründer der Berliner Secession Otto H. Engel. 1905 siedelte sie nach Flensburg über. 1905/6 und 1908/9 nahm sie Unterricht im Aktzeichnen beim Bildhauer Heinz Weddig an der Kunstgewerblichen Fachschule. In der Künstlerkolonie entstanden Landschaftsaquarelle und Ölgemälde mit Pleinairmotiven der Küstenlandschaft. 1908 zeigte Emmy Gotzmann 87 Ölgemälde, Ölstudien und Aquarelle in einer Doppelausstellung im Flensburger Kunstgewerbemuseum. Ein Jahr später zog die Malerin nach Berlin zurück und beteiligte sich unter anderem an Ausstellungen der Secession.

Emmy Gotzmann war 1905-1913 mit dem Juristen Walter Conrad verheiratet. In ihrer zweiten Ehe (1913-1928) mit dem jüdischen und zum christlichen Glauben konvertierten Rezitator Ludwig Hardt entstanden Kontakte zu berühmten Literaten wie Elias Canetti, Bertolt Brecht, Thomas Mann und Walter Benjamin. Ihre Bilder aus dieser Zeit werden dem expressiven Realismus zugeordnet.

In den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft distanzierte sich Gotzmann vom gleichgeschalteten Kunstbetrieb. Zunehmend geriet sie in die Isolation, in der ihr die jüdischen Freundinnen Else Milch und Helene Skaller zur Seite standen. Gotzmann selbst setzte sich ebenfalls für untergetauchte Jüdinnen und Juden ein.

Die Künstlerin war auf zahlreichen Ausstellungen vertreten, so in der Berliner Secession (1902/3, 1912). In der Kunsthalle Kiel beteiligte sie sich an einer Ausstellung des Schleswig-Holsteinischen Kunstvereins (1909). Im Münchner Glaspalast (1910), der Kunsthalle Bremen (1912), in der Schleswig Holsteinische Kunstgenossenschaft (1919) und im Kunstgewerbemuseum Berlin (1928). Gotzmann war nicht Mitglied der Berliner Secession, dafür war sie aber bis 1936 beim Deutschen Künstlerbund registriert.

Das Oeuvre der Künstlerin ging im Krieg fast vollständig verloren. Heute befindet sich ein kleiner Teil, bestehend aus Ölgemälden, Ölskizzen und Zeichnungen, im Familienbesitz.

Der Beitrag basiert auf den Angaben von Ruigrok van de Werve, Farbige Kraft in schwierigen Zeiten – Emmy Gotzmann. Eine Malerin der Berliner Secession 1881-1950, Verlag Ludwig 2016.