Wolfthorn Julie

Julie Wolfthorn, geb. Wolf (8.1.1864 Thorn/Westpreussen-29.12.1944 Ghetto Theresienstadt) war eine deutsche Malerin, Zeichnerin und Grafikerin mit jüdischer Herkunft. Wolfthorn lebte und arbeitete in Berlin. Sie war 1898-1933 Mitglied im VdBK, 1931-1933 wirkte sie im Vorstand mit. Wolfthorn beteiligte sich an den Vereinsausstellungen: 1898, 1929, 1930, 1930, 1932 und 1933. Material befindet sich im VdBK-Archiv.

Julie Wolfthorn ließ sich 1890 in Berlin in Malerei und Grafik ausbilden. Ab 1892 studierte sie an der Pariser Académie Colarossi bei Gustave Courtois und Edmond Aman-Jean. 1893 kehrte sie nach Berlin zurück, wo sie 1895 die Zeichenschule für Damen von Curt Herrmann besuchte.

1898-1904 schuf sie Titelseiten und Illustrationen für die Zeitschrift “Die Jugend”. Auch machte sie Plakatentwürfe. 1904 eröffnete die Malerin, die im selben Jahr den Kunstkritiker Rudolf Klein-Diepold heiratete, ein eigenes Schülerinnen-Atelier in Berlin. Sie engagierte sich im Kampf für die Zulassung von Frauen zum Studium an den Kunstakademien (Die offizielle Zulassung erfolgte 1919).

Wolfthorn unternahm Studienreisen nach Frankreich und Holland. Mehrfach hielt sie sich in den Künstlerkolonien in Ascona, Dachau, Hiddensee und Worpswede auf.

Die Künstlerin war Gründungsmitglied der Berliner Secession, der Verbindung bildender Künstlerinnen und des Frauenkunstverbands. Sie war Vorstandsmitglied im Lyceum-Club und Mitglied im Künstlerinnen-Verein München, im Deutschen Künstlerbund, im Hiddenseer Künstlerinnenbund und in der GEDOK.

Wolfthorn wurde vor allem durch ihre Portraitmalerei bekannt. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und der Frauenbewegung ließen sich von ihr malen, darunter Ida und Richard Dehmel, Gerhard und Margarete Hautpmann, Gustav Landauer, Hermann Muthesius und Tilla Durieux. Julie Wolfthorn betätigte sich auch in der Landschaftsmalerei, ihre Landschaften entstanden vor allem auf Hiddensee. Stilistisch orientierte sich die Malerin am Impressionismus und Symbolismus, die sie in einer ganz eigenen Mischung zusammenführte.

1933 erteilten ihr die Nationalsozialisten Mal- und Publikationsverbot, zudem musste die Künstlerin ihre Ämter niederlegen. Bis 1941 blieb sie im Jüdischen Kulturbund aktiv, wo sie bis Ende der 1930er Jahre ausstellte. Im Oktober 1942 wurde Julie von Wolfthorn gemeinsam mit ihrer Schwester in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort starb sie im Dezember 1944. Noch im Lager fertigte sie Zeichnungen an.

Wolfthorn beteiligte sich an den Ausstellungen der Berliner Secession (ab 1898), im Münchner Glaspalast (1904) und im Hiddenseer Künstlerinnenbund (1927). 1901 war sie im Berliner Kunstsalon Keller & Rainer vertreten.

Ihre Werke befinden sich in folgenden Museen und Sammlungen: Berlinische Galerie, Kupferstichkabinett und Nationalgalerie in Berlin, Kunsthalle Kiel, Centrum Judaicum, Deutsches Historisches Museum, Literaturarchiv Marburg.

Seit 1998 gibt es den Julie-Wolfthorn-Freundeskreis.